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Klassenstufen

Klassenstufen

Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen. (Rudolf Steiner)

Der Waldorf-Lehrplan orientiert sich an den Entwicklungsstufen der Schüler und ermöglicht es, die Kinder in einer festen Klassengemeinschaft durch 13 Schuljahre hindurchzuführen. Geistige, seelische und körperliche Fähigkeiten werden dem jeweiligen Alter entsprechend ausgebildet. Die Lehrer sind bestrebt, intellektuelle, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten in gleicher Weise zu entwickeln: Kopf, Herz und Hand werden gleichgewichtig angesprochen. Die Vielfalt der Fächer vermittelt den Kindern und Jugendlichen eine breite Allgemeinbildung. Waldorflehrerinnen und –lehrer begleiten die Schüler über eine möglichst lange Zeit, um sie aus der Kenntnis ihrer individuellen Entwicklung heraus fördern zu können. Therapeutische und lernfördernde Maßnahmen helfen im Einzelfall.

Die Waldorfschule will

  • Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten auf breiter Grundlage entwickeln, sodass die jungen Menschen den sich wandelnden Anforderungen der Gesellschaft und der spezialisierten Berufswelt gewachsen sind
  • Initiativkraft und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt wecken und schulen
  • die Schüler anleiten und ermutigen, individuell zu urteilen und selbstbestimmt zu handeln
Unterstufe Klasse 1 - 4

Der Klassenlehrer begleitet die Schüler als feste Bezugsperson durch den Schulalltag. Durch das Vertrauen werden die Grundlagen für das schulische Lernen geschaffen. Nach dem gemeinsamen Morgenkreis findet in den ersten zwei Stunden des Vormittags der Hauptunterricht statt, der methodisch so gestaltet wird, dass er auf das Kind individuell harmonisierend wirkt. Dieser Unterricht beginnt in der Regel mit einem rythmischen Teil. Die Schüler werden künstlerisch und praktisch gefördert; durch das Üben kleiner Sprüche, Gedichte und Lieder werden die Sinne, die motorischen Fähigkeiten und das soziale Miteinander geschult.

 

Nach dem rhythmischen Teil werden in Epochen von etwa drei bis vier Wochen die grundlegenden Fächer Rechnen, Lesen, Schreiben und Formenzeichnen unterrichtet, ab der 3. Klasse auch Sachkunde. Dadurch, dass die Schüler sich über einen längeren Zeitraum intensiv mit einem Unterrichtsinhalt auseinandersetzen, können sie sich besser damit verbinden; der Wille und die Konzentrationsfähigkeit werden gestärkt. Durch die verschiedenen methodischen Herangehensweisen – bildhaft, praktisch und verstandesmäßig – können alle Kinder ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden.

 

Weitere Fachunterrichtsfächer in der Unterstufe sind Englisch und Französisch, Musik, Religion, Eurythmie, Handarbeiten, Spielturnen und Malen.

Mittelstufe Klasse 5 - 8

In der Mittelstufe geht es darum, dass sich die Schüler bewusster erleben und sich erproben, ihre eigenen Grenzen erfahren. Im rhythmischen Teil des Unterrichtes kommen Zirkuselemente (5. Klasse), Körperübungen und lange Gedichte zum Tragen. Diese künstlerische Arbeit gipfelt am Ende der 8. Klasse in einem Theaterstück, dem „8-Klass-Spiel“.

 

Im Hauptunterricht mit dem Klassenlehrer kommen ganz neue Fächer hinzu. Geschichtsepochen, Pflanzenkunde, Menschen-und Heimatkunde, Himmelskunde, Tierkunde und Gesteinskunde lassen die Schüler ihre Welt wacher wahrnehmen, neue Fragen entstehen. In den Chemie- und Physikepochen lernen die Schüler das genaue Beobachten von Phänomenen und das Beschreiben von Versuchen.

 

Im Fachunterricht werden die Schüler ab der 6. Klasse im Werken und ab der 5. Klasse im Gartenbau unterrichtet.
Die Fächer Deutsch und Mathematik werden durch Übstunden unterstützt. In den „Klassenrat“-Stunden geht es darum, das soziale Miteinander zu vertiefen und eine Gesprächskultur zu entwickeln. Viele Ausflüge in Museen und in die Umgebung, aber auch die meist jährlich stattfindenden Klassenfahrten runden das Schulleben ab.

Oberstufe Klasse 9 - 13

Der Rahmen der eigentlichen Waldorfschule spannt sich bis zur 12. Klasse (mit dem Angebot zur Mittleren Reife). Im Anschluss daran können sich in einer 13. Klasse Schüler, je nach Leistungsstand, auf das Abitur, oder die Fachhochschulreife vorbereiten. Von der 9. Klasse an übernehmen OberstufenlehrerInnen die Klassengemeinschaft als „KlassenbetreuerInnen“; manchmal werden die Klassen auch im Team betreut. Der weitere Bildungsgang geht wieder von der Entwicklung der jungen Menschen aus, die sich inzwischen im dritten Jahrsiebt befinden. Sie lernen weiterhin in Epochen, haben jetzt aber auch im Hauptunterricht FachlehrerInnen.

 

Was in den unteren Klassen in allen Fächern bildhaft angelegt worden ist, greifen die OberstufenlehrerInnen in einer neuen, begrifflichen und wissenschaftlichen Form auf. An der Objektivität und Exaktheit der Naturwissenschaften schulen die Jugendlichen ein Denken, das die Welt ohne Vorurteile zu begreifen sucht.
Indem sie sich mit deutscher und fremdsprachiger Literatur auseinandersetzen, mit Geschichte sowie sozialen und politischen Zusammenhängen, entwickeln sie ein Gefühl für menschliche Schicksale und für die Verantwortung, die damit verbunden ist.

 

WaldorflehrerInnen sind bemüht, den sensiblen Prozess, in dem sich die Jugendlichen in dem Alter jetzt befinden, nicht durch eine frühzeitige Spezialisierung zu stören. Vielfältige Praktika, die den Fachunterricht nun ergänzen, schaffen die Grundlage für eine lebenspraktische Ausbildung: In der neunten Klasse mit einem Handwerks- und Landwirtschaftspraktikum, in der zehnten Klasse mit einem Feldmess- und Betriebspraktikum und der elften Klasse mit einem Sozial- sowie einem Ökopraktikum. Das jeweilige Praktikum fördert gezielt die Entwicklung des jungen Menschen. Wenn sich die Willens-, Gefühls- und Denkkräfte der SchülerInnen gesund entwickeln können, treten die für dieses Alter typischen Phasen der Lustlosigkeit, der Kritiksucht und das Abgleiten in die Verehrung eines Idols nur als vorübergehende Stimmung und nicht als ein lebensbestimmendes Element auf.