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Künstlerischer Unterricht

Künstlerischer Unterricht

Die Kunst ist ewig, ihre Formen wandeln sich. (Rudolf Steiner)

Wenn sich aus Spiel heraus Können entwickeln soll, wenn Spiel zu Kunst werden soll, bedarf es der Übung. Mit Freude zu üben lernen junge Menschen am ehesten in der Musik und in der Bewegung. Dabei können sie auch soziale Fähigkeiten entwickeln: Sie lernen, die anderen wahrzunehmen, auf sie Rücksicht zu nehmen und zugleich ihr Bestes zu geben.

Eurythmie

Eurythmische Formen werden nicht nur mit dem Körper, sondern auch als geometrische Choreografien im ganzen Raum gebildet. Die Schüler erleben dabei, wie viel Wachsamkeit und Rücksichtnahme aufgebracht werden muss, bis eine Form gemeinsam gelingt: Jeder Schüler nimmt wahr, wie er selbst und seine Mitschüler sich zum Raum und zueinander in Beziehung setzen. Bei der künstlerischen Aufführung kommt es auf jeden einzelnen an, aber der Heranwachsende erfährt, dass „Recht haben“ nicht genügt, wenn eine Form in der Gemeinschaft gestaltet werden soll.

 

Auf allen Stufen wird die jeweils verwandelte Beziehung von Gruppe und Individuum erlebt und übend vollzogen, in der Unterstufe nachahmend und am Ende der Oberstufe bewusst gestaltend. Alle Elemente der Sprache, der Musik und der seelischen Qualitäten des Menschen durch ihre Repräsentation in der Bewegung werden in der Eurythmie ganz anders kennen gelernt und erlebt: Ein Beitrag zur Menschenbildung im umfassendsten Sinne. Eurythmie ist ein wesentlicher Bestandteil der Waldorfschulpädagogik und wird vom Kindergarten bis in die höchsten Klassen unterrichtet.

 

Neben dem Eurythmieunterricht, bei dem der pädagogische Aspekt im Vordergund steht, kann Eurythmie auch therapeutisch angewendet werden. Die Waldorfschule bietet bei Lern- und Entwicklungsstörungen Heileurythmie an. Auch die zugrunde liegenden körperlichen oder seelischen Probleme werden mit heileurythmischen Übungen behandelt. Das geschieht einzeln oder in kleinen Gruppen. Oft werden dabei einzelne oder eine Reihe von Lautgebärden über mehrer Wochen geübt.

Bildende Kunst

Kunst an Waldorfschulen ist nicht nur ein Fach: Sie durchdringt die ganze Pädagogik. Es ist nicht das fertige Ergebnis, auf das es in der Waldorfpädagogik ankommt. Entscheidend ist der Weg, auf dem Kinder und Jugendliche sich Fähigkeiten erarbeiten, die weit über den Bereich des Gestalterischen hinausgehen. Wenn die Schüler Ton modellieren, malen oder zeichnen, arbeiten sie nicht nur an einem Gegenstand, sondern vor allem an sich selbst: Sie stellen fest, dass keine künstlerische Form ohne Ausdauer und beharrliches Üben entstehen kann und dass sie ihren ganzen Willen einsetzen müssen, um ihre Intentionen zu verwirklichen. Indem die Heranwachsenden ihren Gestaltungswillen im künstlerischen Prozess üben, schulen sie die Willenskräfte auch für andere Lebensbereiche.

Musik und Bewegung

Wenn sich aus Spiel heraus Können entwickeln soll, wenn Spiel zu Kunst werden soll, bedarf es der Übung. Mit Freude zu üben lernen junge Menschen am ehesten in der Musik und in der Bewegung. Dabei können sie auch soziale Fähigkeiten entwickeln: sie lernen, die anderen wahrzunehmen, auf sie Rücksicht zu nehmen und zugleich ihr bestes zu geben.

 

Singen und Flöten in pentatonischer Stimmung, Volkslieder, C-Flöte, Kanon, Dur/Moll, Chor, Orchester, Kunstlied, Musiktheorie, Barock, Klassik, Romantik, Musikgeschichte: In einer Waldorfschule klingt von morgens bis abends Musik. Neben dem Musizieren in allen Klassen begleiten Gesang und Instrumente einen großen Teil des Hauptunterrichts in der Unter- und Mittelstufe. Nachmittags erteilen in den Räumen der Waldorfschule private Musiklehrer Einzelunterricht. Von der ersten Klasse an erlernen alle Kinder in der Klassengemeinschaft ein Instrument – meist Flöte. Viele Schüler ergreifen darüber hinaus frühzeitig ein Orchesterinstrument.

 

Eine Waldorflehrerin beschreibt den Prozess, den die Kinder über das rein Musikalische hinaus erleben: „Anfangs ist es, wie wenn in einem Sack voller Flöhe alle durcheinander springen und dann lernen, gemeinsam sackzuhüpfen.“ Die Kinder üben zu lauschen, aufeinander zu hören und entwickeln dabei Toleranz, seelische Beweglichkeit und Ausdauer.

 

Die musikalische Beschallung, die heute in vielen Lebensbereichen zum Alltag gehört, wirkt sich lähmend aus auf das Bedürfnis der Kinder, selbst zu singen. Umso mehr Aufmerksamkeit widmen WaldorflehrerInnen dem Singen und der Stimmschulung ihrer Schüler. Sie sind bemüht, die Musikalität der Kinder in einer Weise zu wecken und zu fördern, die die jungen Heranwachsenden befähigt, den unterschiedlichen Musikströmungen unserer Zeit mit Verständnis und Unterscheidungsvermögen zu begegnen.

 

Diese Fähigkeiten werden dann in der Oberstufe eingebracht in eine musikgeschichtliche Gesamtschau auf die Zeit von Barock über Klassik bis hin zur Romantik und moderner Musik. Eine Musikepoche vertieft diese Gesamtschau. Im musikalisch künstlerischen Abschluss (Musik & Eurythmie) am Ende der Waldorfschulzeit verbinden sich dann wieder die Elemente Musik & Bewegung bei den jungen Erwachsenen.