Nur durch das Morgentor des Schönen dringst du in der Erkenntnis Land (Friedrich Schiller)
Nur durch das Morgentor des Schönen dringst du in der Erkenntnis Land (Friedrich Schiller)
Von der 1. bis zur 8. Klasse lernen die Schüler im Gartenbau, mit der Erde und den Pflanzen umzugehen. Im eigenen Schulgarten führen sie all die Arbeiten aus, die sich aus dem Jahreslauf ergeben. Sie bearbeiten den Boden, kompostieren, säen, pikieren, pflanzen, ernten und verwerten die Ernte. Dabei entwickeln sie vor allem ihr Beobachtungsvermögen an der Natur, sie lernen Zusammenhänge erkennen und üben Sorgfalt, Ausdauer und Geduld. Im Schopfheimer Modell ist es angelegt, dass die Kinder der Unterstufe zudem die Tiere versorgen, pflegen, füttern, ausmisten, ausführen…, als da sind Schafe, Hühner, Enten und Bienen. Dabei werden sie von den Gartenbaulehrern täglich angeleitet, wenn sie dazu in den Garten kommen.
In den ersten Schuljahren lernen alle Kinder -Mädchen und Jungen- stricken, häkeln, sticken und nähen. Dies schult in besonderem Maße die feinmotorische Entwicklung der Kinder und deren Durchhaltewillen bei der Fertigstellung eines Projektes über eine längere Zeit. Begriffe wie Fingerfertigkeit, Wiederholung, Routine, Geduld, Sorgfalt und Genauigkeit gewinnen hier eine besondere Bedeutung, denn immer mehr Kindern fällt es schwer, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten, sich zu konzentrieren, um ganz in eine Tätigkeit eintauchen zu können. Der Handarbeitsunterricht bietet optimale Möglichkeiten, koordinierte und präzise Bewegungsabläufe einzuüben. Im Umgang mit verschiedenen Materialien erlebt das Kind deren Eigenarten, erlernt eine sachgemäße Verarbeitung, und es entstehen künstlerisch gestaltete Gebrauchsgegenstände.
Ab der 7. Klasse beginnt die Betätigung an der Nähmaschine und am Webstuhl und führt dadurch in einen Lebensbereich ein, der unser gesellschaftliches Leben bestimmt, nämlich die Arbeit unter Zuhilfenahme maschineller Hilfsmittel. Diese Einführung geschieht nicht betrachtend, sondern tätig und soll also „erfahren“ werden. Und ganz nebenbei erlernen die Schüler handwerkliche Fertigkeiten, die ihnen im späteren Leben durchaus von Nutzen sein können.
Die Arbeit im Steinhauen ist eine besondere Herausforderung: Sandstein, Marmor und Granit fordern jeweils eine eigene Technik. Jeder Schlag muss im Hinblick auf die Folgen bedacht und beherrscht sein. Was einmal weggeschlagen ist, kann nicht mehr ersetzt werden. Die Jugendlichen begegnen den Folgen ihres Handelns. Beim Steinhauen sind Krafteinsatz und Fingerspitzengefühl zugleich nötig und immer wieder Ausdauer und Geduld. Handwerkliches Können und künstlerische Gestaltung bedingen und durchdringen sich.
„Fertige mit Holz- und kugeligem Metallhammer aus einem ebenen, 1mm-starken Kupferblech eine halbkugelige Schale.“ Die quadratische Kupferplatte wird mit Hilfe von Reißzeug und Blechschere zur runden Scheibe: Ronde. In die Fläche hinein muss die halbkugelige Vertiefung aus der freien Hand mit dem Holzhammer getrieben werden. Die Form existiert nur im Gefühl! Damit es bei jedem Schlag zu einer Vertiefung, Eindellung kommen kann, muss der Einschlagpunkt hinter dem Aufsetzpunkt liegen. Diese Bedingung wird manchmal über viele Stunden schmerzvoll erprobt und geübt. Sehr unterschiedlich gelingen in den Gruppen einer gedrittelten Klasse die einzelnen Arbeitsschritte und letztlich das fertige Stück bei den einzelnen Schülern. Die gegenseitige Hilfe oder das vielfach mögliche Vorbild bildet einen sicheren Arbeitsrahmen. Die Beurteilung der Werkstücke erfolgt zum Abschluss jeder Arbeitseinheit im Kreis der Gruppe: die Werkstücke werden in einer Reihe angeordnet, sodass die Stücke untereinander durch Vergleich ihre Position in der Reihe erhalten; es gibt kein ‚gutes‘ oder ‚schlechtes‘ Stück, sondern nur eine Entwicklungsreihe. Beurteilt wird jeweils der Gesamteindruck des Stücks und sein Anteil am Idealbild. Das Idealbild bleibt unsichtbar, unbewusst sichtbar werden jeweils die einzelnen gelungenen Fortschritte an den jeweiligen Schalen; diese können sehr konkret benannt und beurteilt werden. Damit ist auch zugleich der Einstieg für die nächste Stunde klar. Wir dürfen uns vorstellen, dass mit dem Holzhammer, mit der rechten Außenkante (beim Rechtshänder) eine harmonische halbkugelige Schale entstanden ist. Die Schüler haben eine handwerkliche Sicherheit bewiesen! Jetzt kann nach den selben Regeln mit dem Metallhammer die Form gehalten werden und zusätzlich die Oberfläche sehr fein strukturiert werden. Gespannte Flächen entstehen, die sich in das Halbrund zusammenfügen.
An der Schopfheimer Waldorfschule wird der Schmiedeuntericht in Klassen neun und zehn erteilt. Unter Anleitung gehen auch manchmal die Drittklässler während ihrer Handwerksepoche in die Schmiede und schmieden sich einen Schürhaken.