Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft. Und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele Kraft. (Rudolf Steiner)
Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft. Und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele Kraft. (Rudolf Steiner)
Betrachtet man die um den Bau landschaftlichen Gegebenheiten mit dem nach Süden ansteigenden Altighang, das ebene, flächige Ausbreiten des Geländes nach Norden, Westen und zur Stadt hin, die Abgrenzung nach Osten durch das Gymnasium, dahinter die Höhenzüge der Hohen Möhr und des Hotzenwaldes, entstand durch den Schulneubau ein Pendant zur geografischen Situation. Namentlich wird dieses Anliegen in dem Profil der Dachlinien und den leicht bis stark verwundenen Dachflächen sichtbar, die ähnlich den dahinterliegenden Berghängen dem Bau Spannung und Lebendigkeit verleihen. Der gleich einer „empfangenden Geste“ gestaltete Eingangsbereich öffnet den Bau zur Stadt und zum Wiesental.
Das Herz der Schule – das Foyer
Betritt man das Schulgebäude durch den Haupteingang, gelangt man in die weite Eingangshalle, „das Herzstück der Schule“, von dem aus die Bewegungsströme in alle Bereiche des Gebäudes pulsieren. Die Decken springen hier von Geschoss zu Geschoss weiter zurück, sodass nach oben hin der Blick frei wird auf die Holzpfetten, die das Dach tragen. Als verbindendes Element zwischen oben und unten steigt wie ein Rückgrat die gestaltete Hauptsäule auf, unter welcher der Grundstein liegt. Sie bildet einen Ruhepol, um den herum sich die Treppenläufe wie Bänder winden.
Von der Eingangshalle aus nach links oder rechts gehend gelangt man durch die sich verengenden und erweiternden Flure in die Klassenbereiche. Die Klassenräume sind so angeordnet, dass jeder Schüler, der die 12-klassige Waldorfschule durchlaufen hat, in seiner Schulzeit lemniskatenförmig (Form einer liegenden Acht) durch das Schulgebäude geführt worden ist.
Die Formen der Klassenräume wurden in intensiven Gesprächen zwischen dem damaligen Lehrerkollegium und den Architekten entwickelt. Jeder Klassenjahrgang wurde aus menschenkundlicher und pädagogischer Sicht betrachtet: die sich daraus ergebende Raumform soll die Entwicklung des jeweiligen Jahrgangs unterstützen. Damit wurde der Versuch gemacht, in künstlerischer Weise den pädagogischen Absichten der Lehrer eine Hilfestellung von Seiten der Architektur zu geben.
Diese Gliederung in der Anordnung der Klassenräume setzt sich nicht fort in der Anordnung der Räume für den Fachunterricht. Diese bilden entweder das Verbindungsglied zur Sporthalle oder sie befinden sich in freier Anordnung in den beiden Dachgeschossen. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei den Räumen für Malen und Plastizieren zu. Sie liegen ganz oben im Dachspitz und sind nur über den letzten, eng gewendelten Treppenlauf zu erreichen. Sie sind gleichsam das „Spinnstübchen“ der Schule, in dem sich freie künstlerische Arbeit entfalten kann.
Jedes Gebäude ist – ähnlich der Kleidung des Menschen – wie ein „erweiterter Leib“. Wir waren der Überzeugung, dass das heranwachsende Kind durch ungewöhnliche, lebendige
Formen eine Anregung erhalten sollte, die seine Entwicklung zu einem schöpferischen, urteilsfähigen Menschen fördert. Denn dieses Ziel verfolgt die Waldorfpädagogik in erster Linie. Auf dem Wege dahin ist die Kunst eine wesentliche Hilfe. So seltsam es klingen mag, aber aus dieser Sicht ist die Schopfheimer Waldorfschule ein reiner Zweckbau.